WhatsApp ist unbestritten die Nummer 1 unter den Messengern. Mit monatlich 2 Milliarden aktiven Nutzern gibt es wenige, die man nicht über WhatsApp erreichen kann. Aber es spricht viel dafür WhatsApp kritisch zu hinterfragen und sich Alternativen anzusehen. Eine davon, Signal, wird von vielen als der sicherste Messenger bezeichnet. Wir haben und angesehen, was beide Messenger bieten und worauf man jeweils verzichten muss, wenn man sich für die Alternative entscheidet.
Schwurblerplattform
Der Messenger WhatApp ist ganz klarer Mainstream. Die User kennen und lieben das Produkt und haben es tagtäglich für das Versenden von Nachrichten, Bildern und Videos im Einsatz. Schulklassen verwenden WhatsApp-Gruppen um sich zu organisieren und auch sonst hat der Messenger in vielen Bereichen eine wichtige Rolle. Alternativen haben dabei immer einen etwas seltsamen Beigeschmack. Warum sollte man eine Alternative nützen und ist Signal nicht diese Plattform, auf der sich Xavier Naidoo, Atilla Hildmann und der Wendler täglich treffen, um ihre Verschwörungstheorien auszutauschen und unters Volk zu bringen? Nein, das ist nicht Signal, sondern Telegram. Ein weiterer Messenger, der aber spezielle Funktionen anbietet, um anderen Nutzern zu folgen. So kann man als Schwurbler, aber natürlich auch als seriöser Contentcreator einen Kanal eröffnen und die Nutzer können den Kanal folgen. Telegram funktioniert ein wenig, wie ein soziales Netzwerk und bietet dabei auch einen Messenger an.
Millionen von Nutzern
Bei Telegram fühlen sich zwielichter Publisher ganz besonders wohl, weil dort die Privatsphäre groß geschrieben wird. Die Daten werden, wenn man Telegram korrekt verwendet, nur von Gerät zu Gerät übertragen und nicht auf den Servern zwischengespeichert. Wählt man bei der Erstellung einer Nachricht nicht die Funktion „Neuer Geheimer Chat“, sondern sucht direkt in den Kontakten nach dem Empfänger, werden die Daten genauso in der Cloud gespeichert, wie bei anderen Messengern. Trotzdem hat Telegram etwa 500 Millionen aktive Nutzer pro Monat und damit rund ein Viertel von WhatsApp. Noch weniger Nutzer verzeichner Signal. Die beiden Apps verwenden beide ein Logo in der Grundfarbe blau und werden deswegen vielleicht auf den ersten Blick verwechselt. Hat man mit den beiden Apps aber schon einmal gearbeitet, wird man die Unterschiede deutlich erkennen.
Datenhoheit
Der Platzhirsch WhatsApp hat im Jänner 2021 angekündigt, seine AGB zu verändern. Mit Mai müssen damit alle Nutzer diesen geänderten AGBs und damit dem Speichern der eigenen Daten auf den Facebook-Servern zustimmen. Der Mutterkonzern Facebook erhält damit Zugriff auf sehr weitreichende Daten. So kann er über den Standort und das verwendete Smartphone bis hin zu den Kontakten Informationen abziehen und speichern. Bekannt ist Facebook dafür, Daten im großen Stil zu sammeln. Dazu gab es bereits mehrere Urteile und Datenschutzaktivisten, wie etwa Max Schrems legen immer wieder in unser aller Interesse den Finger in die Wunde und decken neue widerrechtliche Verarbeitungen auf. So wie auch bei Google und vielen anderen großen Internetkonzernen sind exakte Daten, vielmehr Profile der Nutzer das eigentliche Kapital. Spätestens seit der Einführung der Europäischen Datenschutz Grundverordnung am 25. Mai 2018 ist das Bewußtsein über den Wert der eigenen Daten gestiegen. Jeder hat das Rechr selbst über die Verarbeitung der eigenen Daten zu entscheiden.
Nutzerprofile
Wer schon einmal Werbung im Interbnet geschalten hat, hat sich vielleicht gewundert, wie detailliert man die Zielgruppe auswählen kann. Heterosexuelle Männer zwischen 35 und 38 Jahren, einem Jahreseinkommen von mehr als 45.000 Euro und dem Hobby Laufen sind problemlos auswählbar. Aber woher weiß ein Konzern wie Facebook, oder Google so viel über uns? Gut, das Alter verraten wir bei jeder Registrierung, aber andere Informationen, wie Hobbies, oder sexuelle Orientierung sind Dinge, die wir nicht bewußt und meist auch nicht bereitwillig zur Verfügung stellen. Trotzem kann man diese Zielgruppen ganz exakt auswählen und nur diese bekommen die Anzeige dann dargestellt. Das mag einerseits gut sein, wenn man als älterer Mann keine Werbung für Damenhygiene angezeigt bekommt, andererseits kann man mit diesem immer feineren Profil auch Datenmißbrauch betreiben und beispielsweise Wahlen beeinflussen. Auch das wurde Facebook bereits nachgesagt.
Datenkrake Facebook
Facebook mit allen angehängten Unternehmen betreibt also das Sammeln von Daten auf einem sehr hohen Niveau. Dazu gehört auch WhatsApp und die letzte Anpassung der AGBs hat gezeigt, dass auch hier Daten gesammelt werden. Wer heute noch WhatsApp nützt stellt dem Facebook Konzern einen Teil seiner Daten bereitwillig zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund waren viele User nicht bereit, den Änderungen zuzustimmen und haben andere Messenger gesucht. Einer davon, der unter anderem auch vom Whistleblower und Datenschutzaktivisten Edward Snowden empfohlen wird, ist Signal. Aber ist Signal tatsächlich der sicherste Messenger, der aktuell verfügbar ist?
Signal
Signal ist das Projekt einer gemeinnützigen Organisation und wird ausschließlich durch Spenden finanziert. Der Sourcecode ist frei verfügbar und Open Source. Teile davon werden auch von WhatsApp eingesetzt. Die Open Source Strategie hat große Vorteile gegenüber den geheimen Sourcen von WhatsApp und anderen kommerziellen Messenger. So kann jeder, der es möchte, den Code leicht auf Schwachstellen und versteckte Datenübertragung kontrollieren. Damit ist einerseits sichergestellt, dass es keine unerwünschten Codeteile gibt und andererseits kann die Community Sicherheitslücken schnell und einfach identifizieren und auch beheben. Was WhatsApp tatsächlich an Daten loggt und überträgt ist schwer nachvollziehbar. Bei Signal ist es zu 100 Prozent transparent.
Der sicherste Messenger
Das Open Source Projekt Signal steht unter dem Ruf als sicherster Messenger. Grund dafür ist, wie bereits erwähnt, der freie Zugang zu den Programmsourcen. Außerdem setzt Signal auf End-to-End-Verschlüsselung. Die Informationen können also nur vom Gerät des Empfängers entschlüsselt werden. Auf dem Weg über Server und Datenleitungen sind sie unlesbar. Signal ist eine gemeinnützige, spendenfinanzierte Stiftung. Damit ist ein Verkauf schwierig bis unmöglich. Außerdem werden Daten automatisch gelöscht. Insgesamt ist man mit Signal auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Die App ist für iOS, Android und als Desktopversion verfügbar. Auf allen Geräten werden die Daten lokal verschlüsselt abgelegt und gegebenenfalls verschickt. Der Zugriff auf die eigenen Kontakte erfolgt zwar durch die App, die Daten werden aber nicht versendet. All das sind die Gründe, warum Signal als der sicherste Messenger gilt.
Der Umstieg
Wer bisher mit WhatsApp und/oder dem Facebook Messenger gearbeitet hat, wird mit Signal keine Probleme haben. Die Handhabung ist ähnlich und man findet alles dort, wo man es erwartet. Das Einlesen der Kontakte passiert automatisch und unmittelbar nach der Installation kann man sofort Nachrichten verschicken, Audio- und Video Anrufe tätigen und Gruppen erstellen, bzw. beitreten. Installiert ein Kontakt Signal wird man in der App mit einer kurzen Nachricht informiert. Damit kann man selbst verfolgen, wie die Community, die Signal nützt, von Tag zu Tag wächst.