Hat der PC Laden eine Zukunft?

Hat der PC Laden eine Zukunft? auf imeister.de

An Bildschirme war noch lange nicht zu denken und die Lochkarten waren die Medien, auf denen die ersten einfachen Programme gespeichert wurde. Lang waren die ersten Computer riesig und unerschwinglich und erst IBM hat den Begriff Personal Computer geprägt. Jahrzehntelang befindet sich der Computer auf einem Siegeszug. Aber steht er jetzt vor seinem Ende? Hat der PC Laden, in dem man die neuste Hardware holt, überhaupt noch ein Zukunft?

Mega, Giga, Terra

Wer sich in den 80er-Jahren seinen ersten Heim-PC geholt hat, der musste viel Geld mitbringen. Die ersten PCs waren wahre Luxusgüter. Dabei gab es tatsächlich wenig praktische Anwendungen. Die ersten Prozessoren, etwa der 8086 von Intel beeindruckten mit unvorstellbaren 10 MHz in der stärksten Ausführung. Der Nachfolger war dann bereits mit 25 MHz zu bekommen. In der ersten Zeit entsprach die Entwicklung tatsächlich dem Mooreschen Gesetz. In immer kürzer werdenden Zyklen vervielfachte sich die Leistungsfähigkeit der Rechner und 2017 wurde der Rekord von 7,5 GHz aufgestellt. Der übertaktete Prozessor musste zwar mit flüssigem Helium gekühlt werden, um diese Höchstleistung zu bringen, aber im Vergleich zum ersten 8086, der mit 4,77 MHz, brachte er eine 1.572 mal höhere Leistung. Zusätzlich schaffen moderne Motherboards auch die Möglichkeit mehrere Prozessoren parallel zu betreiben.

Quadcore und mehr

Mehrere Prozessorkerne sind heute der Weg um noch mehr Leistung aus den Rechnern zu holen. Der größte Supercomputer der Welt wird von IBM in den USA betrieben. Auf 520 Quadratmetern erinnert der Zusammenschluss von 4.608 Rechnern an die ersten großen Rechenmaschinen. Allerdings bietet das System, das den Namen Summit trägt, unvorstellbare 202.752 Prozessorkerne und weitere 27.648 Grafikprozessoren. Zwar zieht das System 13 Megawatt Leistung aus dem Stromnetz, dafür können damit 122 PeteFLOPS pro Sekunde berechnet werden. 122.000.000.000.000.000 Rechenoperationen pro Sekunde werden ausgeführt und auch komplizierte Aufgaben werden in kürzester Zeit erledigt. Im Oktober 2019 ließ eine Pressemeldung von Google die IBM-Techniker vermutlich aber blass werden.

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Summit, der Gipfel. So lautet der Name des schnellsten Supercomputers. Gegen den aktuellen Quantencomputer von Google hat er nicht die geringste Chance

Vom Bit zum Qubit

Auch ein Supercomputer hat Grenzen. An komplexen Rechenoperationen arbeitet auch Summit oft über Tage, oder länger. Manche Aufgaben nehmen auch noch mehr Rechnzeit in Anspruch. Eine solche Aufgabe, für die Summit theoretisch etwa 10.000 Jahre, also etwa 315.360.000.000 Sekunden benötigen würde, hat Google in gerade einmal 200 Sekunden gelöst. Summit, den größten Supercomputer, hat ein Quantencomputer bei weitem geschlagen. Dabei war er nicht etwa 2, oder 3 mal so schnell, sonder sagenhafte 1,5 Milliarden mal. Auch wenn die Bezeichung Quantensprung in der Physik eigentlich etwas sehr kleines beschreibt, sei die Verwendung hier einmal erlaubt. Der Quantencomputer ist ein echter Quantensprung in der Prozessortechnik. Dabei lassen sich Taktfrequenz und Leistung des Quantencomputers nicht direkt vergleichen, weil völlig unterschiedliche Prinzipien dahinterstecken. Wir können uns aber alle schon daran gewöhnen, von Qubits, Quantenbits zu sprechen.

Personal PC

Es sieht also so aus, als hätte die Computertechnologie eine strahlende Zukunft vor sich. Was bisher einfach zu Rechenintensiv war, rechnen die Server der nahen Zukunft in wenigen Millisekunden. Aber wird diese Entwicklung auch dem Personal PC, wie viele von uns ihn heute noch besitzen, helfen? Werden wir irgendwann alle unseren kleinen Quantencomputer im Arbeitszimmer stehen haben, oder ihn als Laptop unter dem Arm mit uns tragen? Gerade die rapide Erhöhung der Leistungsfähigkeit, die in mehreren Bereichen kurz bevorsteht führt zu einer unerwarteten Frage: Lohnt sich die Anschaffung eines PCs noch? Es wird wohl auch schnelle und unglaublich Leistungsfähige Rechner geben, die man daheim einsetzen wird, aber es spricht auch viel dafür, dass der Rechner, wie wir ihn kennen, am Ende seiner Ära angekommen ist.

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FLOPS bezeichnet die Anzahl von Rechenoperationen, die ein Rechner durchführen kann. Nicht zu verwechseln mit den beliebten Flip Flops

Smartphones und Tablets

Auf der einen Seite entwickeln sich die mobilen Geräte schnell weiter. Wenn kein PC zur Hand ist, kann man fast alles mit dem Smartphone erledigen. Die Displays sind wieder größer geworden und faltbare Displays eröffnen völlig neue Möglichkeiten. Es gibt an den kleinen Geräten nur zwei Nachteile gegenüber einem Laptop, oder PC. Einerseits sind die Displays deutlich kleiner. Auch große Tablets reichen bei weitem nicht an die 17 Zoll-Displays der Notebooks, oder die 24 Zoll Bildschirme am PC heran. Andererseits fehlen den Eingabegeräte. Die winzigen Tastaturen sind nicht ergonomisch und haben einige Nachteile, gegenüber den großen PC-Tastaturen.

Mobile First

Allerdings hat Google schon seit einiger Zeit eine klare Richtlinie an alle Webmaster herausgegeben. Mobile First lautet diese Anweisung. Die Suchmaschine bestraft Websites, die auf Mobilgeräten nicht ordentlich angezeigt werden können, und reiht die mobilfreundlichen Seiten nach vorne. Bei Marktanteilen nur knapp unter 100% hat Google das Internet also ganz klar zu dieser Strategie gezwungen. So ist sichergestellt, dass nahezu alle Websites auch auf dem Smartphone gut lesbar angezeigt werden. Responsive design steht im Vordergrund und sorgt dafür, dass content ungestört wahrgenommen wird und die Navigation trotzdem bequem erreichbar bleibt.

5G

Die aktuelle Weiterentwicklung des Mobilfunkstandards kann für den PC ein weiteres Problem werden. Wo man bisher am Smartphone deutliche Geschwindigkeitseinbussen hinnehmen musste, da sieht es heute so aus, als würden sich bald die Rollen vertauschen. Setzt man auf 5G, dann kann der herkömmliche Internetanschluss nicht mehr mithalten. Die Mobilgeräte werden umfangreiche Webanwendungen in kürzester Zeit laden und die Usererfahrung wird sich dramatisch verbessern.

Terminalserver

In fast allen Bereichen haben Entwickler, Softwarehersteller und Nutzer erkannt, dass der Betrieb von Software im Haus heute nicht mehr notwendig ist. Viele Firmen setzen heute schon auf einen Terminalserver. Statt der üblichen PC´s, die auch als Fat Client bezeichnet werden, kommen abgespeckte einfache Geräte zum Einsatz. Diese Thin Clients haben nur ein einfaches Betriebssystem, das sie mit dem Netzwerk verbindet und eine Software zum Zugriff auf den Server unterstützt. Startet der User eine Applikation, dann läuft diese nicht lokal am Client, sondern am Server. Der Client sendet die Tastenanschläge und Mausbewegungen an den Server. Der Server überträgt Bilder an den Client. So wirkt es für den User, als würde er vor einem PC sitzen. Was in Unternehmen für eine starke Reduktion des Supportaufwands führt geht heute bereits den nächsten Schritt.

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Während der Heim PC ausstirbt gewinnen die Server zukünftig immer mehr an Bedeutung

Cloudlösungen

Office365 zeigt uns, dass wir Software heute nicht mehr lokal installieren müssen. Die Applikationen werden ganz einfach aus der Cloud geladen. Keine lokale Installation ist notwendig. Damit entfallen Updates, lokale Konfigurationen und Themen, wie Dateiablage und Backup. Applikationen und Daten werden in der Cloud abgelegt und liegen in den Rechenzentren von Microsoft, Amazon, oder anderen Anbietern. Dort wird gesichert, Lizenzen verwaltet und für ausreichend Performance gesorgt.

Hat der PC Laden eine Zukunft

Es sieht also schlecht aus, für den klassischen PC. Gigaherz, Multiprozessoren und Terrabyte werden wohl bald der Vergangenheit angehören. Die Strategie sieht eine ständige Verfügbarkeit der Daten vor. Überall, von jedem Gerät aus soll jeder User auf alle Daten zugreifen können. Dazu braucht man keine leistungsfähige Hardware mehr. Lokal, also in der Hosentasche, oder am Schreibtisch, muss nichts mehr berechnet werden. Dafür wird wohl die Ein- und Ausgabe noch wichtiger werden. Programme, die problemlos auch auf kleinen Smartphonedisplays laufen und ohne lokale Installation auskommen, liegen im Trend. Es sieht also so aus, als bräuchte man den PC nicht mehr.

SaaS, GaaS und Cloudspeicher

Heute spricht für eine PC lediglich die Verwendung spezieller Software. Will man Videos schneiden, Bilder bearbeiten, oder grafikintensive Spiele spielen, dann muss man in die Hardware investieren. In Zukunft kann sich auch das verändern. SaaS steht für Software as a Service und bezeichnet die Bereitstellung von Software über das Internet. So wie man Office365 ohne lokale Installation betreiben kann, stehen auch Spiele als Service zur Verfügung. Verschiedene Anbieter stehen zur Auswahl, wenn man sich für GaaS, oder Gaming as a Service interessiert. Man muss die Spiele nicht herunterladen, oder kaufen, sondern startet sie ganz einfach am Server des Anbieters. Lokal werden lediglich Eingaben erfasst und weitergegeben. Die Grafik wird am Server gerendert und das Ergebnis komprimiert an das Endgerät übermittelt. Auch hier hat der PC also ausgedient.

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Selbst für das Gaming braucht man heute keinen eigenen PC mehr.

Ende einer Ära

Es ist nicht leicht von einem Konzept Abschied zu nehmen, mit dem man aufgewachsen ist. Sicherlich wird es noch ein paar Jahre, oder sogar Jahrzehnte dauern, bis die PCs auf allen Wohnzimmern verschwinden. Aber das Ende des lokalen Rechners ist auf jeden Fall eingeläutet. Mit dem verstärkten Einsatz von mobilen Endgeräten braucht es aber noch Lösungen für kleinere Probleme. Nicht zuletzt muss, spätestens, wenn die PCs aus den Büros verschwinden, die Ergonomie überdacht werden. Bis dahin wird es aber noch einige Zeit dauern und Nerds werden wohl auch in Zukunft noch PCs kaufen können und daheim mit ein paar PetaFLOPS unter dem Schreibtisch die eine, oder andere Primzahl berechnen, oder Kryptowährungen schürfen.

Updated: 20. November 2019 — 23:52

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